(Wien, 23-06-2022) Aida Naghilou, PostDoc in der Arbeitsgruppe von Christine Radtke, Universitätsklinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie der MedUni Wien, wurde bei der 67. Jahrestagung des Plastic Surgery Research Councils in Toronto für die beste Kurzpräsentation (Quickshot-Präsentation) ausgezeichnet.
Die erfolgreiche Behandlung von peripheren Nervenverletzungen ist eine der größten Herausforderungen in der Medizin. Eine der Methoden zur chirurgischen Behandlung eines verletzten Nervs ist die Verwendung von Nervenconduits. Dabei handelt es sich um Röhren, die das Wachstum von Zellen und Nervenfasern unterstützen. Filamentmaterialien, wie z.B. Fasern, die innerhalb von Nervenconduits verwendet werden, tragen dazu bei, das Ergebnis der Regeneration zu verbessern.
Das Studienteam verwendet dazu Spinnenseide als ein von der Natur vorgegebenes Filamentmaterial in Nervenconduits. Die Schwann-Zellen, die ein wichtiger Teil des Nervenregenerationsprozesses sind, haften an der Spinnenseide und bewegen sich gezielt entlang der Spinnenseide. Obwohl diese Eigenschaften einzigartig sind, ist Spinnenseide immer noch ein natürliches Material mit begrenzter Verfügbarkeit. Für die Herstellung einer synthetischen Alternative müssen die Gründe für die Akzeptanz von Spinnenseide durch Schwann-Zellen geklärt werden.
In diesem interdisziplinären Projekt wollen die ForscherInnen herausfinden, welche Materialeigenschaften für den Erfolg von Spinnenseide bei der Nervenregeneration verantwortlich sind. Dazu verwenden sie Seiden von verschiedenen Spinnen, um zu untersuchen, ob sie die Schwann-Zellen in Zellkulturexperimenten unterstützen können. Darüber hinaus untersuchen sie die chemischen, mechanischen, strukturellen und morphologischen Eigenschaften der Spinnenseiden. So wird klar, welche Eigenschaften ein synthetisches Material für die medizinische Anwendung besitzen sollte. In diesem Projekt konnten Aida Naghilou und ihre KollegInnen zeigen, dass die Kristallinität und die Morphologie der Seide zwar keinen Einfluss auf die Adhäsion und Proliferation von Schwann-Zellen haben, dass aber die Proteinstruktur und die Steifigkeit der Seide für die Bewegung von Schwann-Zellen entscheidend sind und bei der Herstellung von synthetischen Materialien berücksichtigt werden müssen.
Diese Arbeit war eine Zusammenarbeit der MedUni Wien mit der Uni Wien, der BOKU und dem Europäischen Synchrotron (ESRF).
Zur Person
Aida Naghilou studierte in Teheran, Iran, Chemie und beendete das Masterstudium an der Universität Wien, wo sie auch promovierte und sich auf physikalische und Materialchemie konzentrierte. Nach ihrem PhD arbeitete sie als Senior Lecturer und begann dann 2019 an der MedUni Wien als PostDoc in der Gruppe von Christine Radtke in den Bereichen Tissue Engineering und Materialwissenschaften zu arbeiten. Sie ist Co-Autorin eines FWF-Projekts mit Radtke als Principal Investigator, das im Jahr 2020 angenommen wurde. Die ausgezeichnete Arbeit ist Teil dieses FWF-Projekts. Dies ist bereits ihr zweiter Preis vom PSRC, sie gewann den Best Non-PRS Article des Plastic Surgery Research Councils im September 2020 als Anerkennung für eine herausragende Publikation. Sie hat auch Preise vom European Materials Research Council und der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für physikalische Chemie gewonnen.
Naghilou engagiert sich aktiv in der Wissenschaftskommunikation mit zahlreichen Vorträgen und Veranstaltungen bei z.B. Pint of Science, Wiener Schulen als young science Botschafterin, Dr. Hans Riegel Stiftung, Brain Awareness Week, und Lange Nacht der Forschung. Sie und ihre Gruppe posten regelmäßig Beiträge zur Wissenschaftskommunikation auf Instagram @spiders_and_nerves.