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Das thermische Trauma

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und dient im gesunden Zustand einerseits zur Interaktion mit der Umwelt und andererseits als mechanische und immunologische Barriere zum Schutz vor Umwelteinflüssen (z.B. Bakterien, UV-Licht, Kälte, ...).

Thermische Schädigungen der Haut entstehen durch Kontakt mit Feuer, heißen Flüssigkeiten bzw. Gegenständen, Starkstrom, Kälte oder ätzenden Substanzen. Wie tief die Hautschichten geschädigt werden, hängt von der Temperatur und der Kontaktzeit mit der Haut ab.

Neben der Ausdehnung der betroffenen Körperoberfläche spielt die Tiefe der Verletzung eine wichtige prognostische und therapeutische Rolle. Im deutschsprachigen Raum unterteilt man folgende Verbrennungsgrade:

  • Grad I: Nur die Oberhaut (Epidermis) ist geschädigt. Die Haut bleibt intakt (keine Blasenbildung) und zeigt sich gerötet, geschwollen und stark berührungsempfindlich. Ein Beispiel wäre der Sonnenbrand, welcher im Normalfall von allein narbenlos abheilt.
  • Grad IIa: Die Oberhaut (Epidermis) und die oberen Anteile der Lederhaut (Dermis) sind betroffen. Es kommt neben Rötung auch zu Blasenbildung. Das betroffene Areal schmerzt und benötigt spezielles Verbandsmaterial, um ein narbenloses Abheilen unter niedrigem Infektionsrisiko zu ermöglichen.
  • Grad IIb: Hier reicht das Trauma bereits bis in die tiefen Anteile der Lederhaut (Dermis). Nach Abtragung der Blasen zeigt sich ein rötlich weißlicher Wundgrund. Die Wunden sind kaum schmerzempfindlich, da bereits die Nervenendigungen zerstört sind. In den meisten Körperarealen wird hier die Indikation zur operativen Versorgung gestellt.
  • Grad III:  Hier kommt es zur kompletten Zerstörung von Oberhaut (Epidermis) und Lederhaut (Dermis). Die Wunden präsentieren sich weißlich bis bräunlich und die Sensibilität ist aufgehoben. Da hier die Gefahr der Wundinfektion und der hypertrophen Narbenbildung sehr hoch ist, stellt sich immer die Indikation zur operativen Versorgung. Unbehandelte Verletzungen von diesem Ausmaß können zur Sepsis (Blutvergiftung) führen.
  • Grad IV: In diesen besonders schweren Fällen, auch als Verkohlung bezeichnet, sind auch das Unterhautfettgewebe bzw. Muskeln, Sehen oder Knochen betroffen.

Die folgenden Punkte sollten Sie im Ernstfall beachten:

  • Löschen Sie sich selbst oder andere brennende Personen.
  • Verlassen Sie den Gefahrenbereich und verständigen Sie bei einem Brand umgehend die Feuerwehr.
  • Entfernen Sie heiße oder verbrannte Kleidung, sofern diese nicht am Körper klebt.
  • Kühlen Sie das verletzte Areal mit fließendem kühlen (nicht kaltem) Wasser.
  • Bedecken Sie die Wunden mit sterilem Verbandsmaterial oder einem sauberen Tuch.
  • Verwenden Sie keine Salben oder andere Hausmittel, bevor die Wunde nicht fachmännisch begutachtet wurde.
  • Achten Sie darauf nicht auszukühlen.
  • Verständigen Sie bei Bedarf die Rettung oder suchen Sie, bei kleineren Verletzungen, selbstständig die Ambulanz für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie (Leitstelle 7C, wochentags 8:00–13:30 Uhr) oder die Notfallambulanz (Leitstelle 6D, wochentags ab 13:30 Uhr und am Wochenende) des AKH Wien auf.

Im Zuge der Erstbegutachtung werden die Wunden gereinigt. Anschließend erfolgt die Beurteilung von Ausdehnung (gemessen in Prozent der Körperoberfläche) und Tiefe (Verbrennungsgrade). Abhängig davon entscheidet sich der weitere Therapieplan:

  • ambulante Betreuung,
  • stationäre Betreuung auf der Normalbettenstation oder
  • intensivmedizinische Betreuung im Zentrum für Schwerbrandverletzte.

Sollte eine chirurgische Versorgung notwendig sein, wird die Operation im Normalfall erst einige Tage nach der Verletzung, wenn das definitive Ausmaß der Hautschädigung erreicht ist, durchgeführt. Im Zuge der Operation werden die irreversibel geschädigten Hautareale chirurgisch entfernt (Nekrosektomie) und die dadurch entstandenen Hautdefekte mittels Transplantation von Eigenhaut (Spalthauttransplantation) oder durch Aufbringen von synthetischen Hautersatzmaterialien gedeckt.

Sollte die Verbrennungswunde konservativ (ohne Operation) behandelt werden können, werden moderne Verbandsmaterialen eingesetzt. Dadurch kann die Notwendigkeit für Verbandswechsel, welche bei ambulanter Betreuung in unserer Ambulanz durchgeführt werden, auf einige Tage ausgedehnt werden.

Bei großflächigen Verbrennungen kann eine intensivmedizinische Behandlung mit mehrzeitigem chirurgischen Vorgehen notwendig sein.

Eine Narbe ist der Endzustand der physiologischen Wundheilungskaskade nach dermalen Verletzungen beim Menschen. Sowohl nach konservativer als auch nach chirurgischer Therapie kann es zur Ausbildung von sichtbaren Narben kommen. Manche Menschen neigen hierbei zu Narbenwucherungen (hypertrophe Narben). Das überschießende Narbenwachstum führt in diesen Fällen oftmals zu Einschränkungen der Beweglichkeit und zu ästhetischen Beeinträchtigungen. Die Ausbildung dieser hypertrophen Narben ist sehr individuell und nicht vorhersehbar, sodass zur Vermeidung eine vorbeugende Narbentherapie durchgeführt werden sollte.

Prävention der Narbenwucherung:

  • Konsequente Narbenpflege mit Fettsalbe nach Abheilung der Wunden
  • Regelmäßige Narbenmassage
  • Vermeidung von direkter Sonnenexposition bzw. konsequenter Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor für 12 Monate
  • Nach Spalthauttransplantationen und in besonderen Fällen: Tragen von maßgeschneiderter Kompressionswäsche 24h pro Tag für 12 Monate

Die Reifung der Narben kann bis zu einem Jahr dauern und in manchen Fällen kann die Ausbildung von hypertrophen Narben trotz Prävention nicht vermieden werden.

Bei funktionellen oder starken ästhetischen Beeinträchtigungen durch Verbrennungsnarben empfehlen wir die Vorstellung in unserer Spezialambulanz für Brandverletzte.